Seit 35 Jahren gibt der kanadische Filmemacher Bruce LaBruce dem queeren Weltkino entscheidende Impulse. Seine widerständige Ästhetik, die ihren Ursprung im Queercore Movement der 1980er Jahre hat, nährt sich aus dem Wunsch, der heteronormativen und kapitalistischen Ordnung etwas Anderes, Abseitiges, Unangepasstes und Unkorrumpierbares entgegenzusetzen. Dafür braucht der Regisseur, der als eine der Schlüsselfiguren des New Queer Cinema der 1990er Jahre gilt, keine großen Budgets, aber eine radikale Formsprache. Wenn LaBruce in seinen Filmen mit anarchistischen Botschaften, blutigen Bildern oder sexuellen Akten operiert, so geschieht dies nie unreflektiert oder mit dem Ziel des reinen Erregungsaffekts. Sein künstlerisches Prinzip ist vielmehr höchst subversiv und geprägt von einer „Politik des permanenten Entreißens aus der Umarmung“, wie es das Kino Arsenal einmal treffend formuliert hat. Seine Filme, die formal und motivisch nicht selten an transgressiven Genres wie dem Porno oder an trashigen B-Movies orientiert sind, unterwandern lustvoll das „Kino des guten Geschmacks“ und erweitern gerade so unsere Blicke.
Neben der Vorführungen von LaBruces jüngstem Film „The Visitor“ im Kino präsentiert das Queerfilmfestival eine Online-Retrospektive aus sieben Filmen, die die ganze cineastische Bandbreite des Regisseurs aufblättert.